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Digitalisierung in der Finanzwelt: Die Konkurrenz schläft nicht

By on 15. Oktober 2018
Digitalisierung in der Finanzwelt: Die Konkurrenz schläft nicht

Schneller, aber noch nicht schnell genug: Die Banken legen bei der Digitalisierung an Tempo zu. Allerdings: Beim Thema Innovationen überlassen sie das Feld nach wie vor Technologieunternehmen und Fintechs.

Fortschritte bei der Prozessautomatisierung

Kredite werden ganz fix vergeben, Konten schneller eröffnet und Baufinanzierungen brauchen weniger Zeit: Die Privatkundenbanken hierzulande holen auf, wenn es um die Automatisierung ihrer Prozesse geht. Dennoch: Bei umfassenderen Themen wie dem Umbau ihrer Geschäftsmodelle in die neue digitale Geschäftswelt überlassen sie das Feld nach wie vor Fintechs und anderen digitalen Vorreitern. Die Plattformökonomie der Online-Marktplätze könnte so schon bald zu einer Bedrohung für die „alte“ Bankenwelt werden: Warum sollten Finanzprodukte auf solchen Plattformen nicht genauso online angeboten werden wie heute schon Flüge oder Reisen?

Diese Entwicklung zeigt bereits Folgen: Die ersten voll digitalen Retail-Banken wie N26 drängen auf den Markt, und die Marktriesen wie Amazon oder Google könnten bald Finanzdienstleistungen aus eigenem Hause anbieten. Selbst der Personalmarkt für IT-Bankenprofis hat eine eigene Dynamik entwickelt: Finanz- und Aktienspezialisten wie die Options Group Deutschland haben in ihrem Hause eine Personalberatung integriert, die IT-Spezialisten für Banksysteme vermittelt.

Banking-Plattformen als Zukunft

Die Entwicklung zeigt bei den Finanzdienstleistern langsam erste Reaktionen: So hat die Deutsche Bank mit ihrem Zinsmarkt im Netz eine eigene Plattform ins Leben gerufen, auf der Festgeldangebote offeriert werden. Das Interessante an dieser Plattform ist, dass hier nicht nur Finanzprodukte der Deutschen Bank, sondern auch die anderer Anbieter angeboten werden. Ein wichtiges Detail, denn Verbraucher sind das von bestehenden Plattformen, etwa für Flug- und Reiseangebote, bereits gewohnt. Eine Plattform, die nur hauseigene Produkte anbietet, hätte als Marktplatz weniger Glaubwürdigkeit und würde sich deshalb nicht so gut durchsetzen.

Auch für Unternehmen hat die Deutsche Bank etwas Neues ins Netz gestellt: Auf der Blueport-B-to-B-Plattform können Firmenkunden auf die Dienstleistungen der Bank digital zugreifen. An das Portal sind drei Fintech-Unternehmen angeschlossen.

Ein Verdrängungsprozess bahnt sich an

Nicht jedes Finanzunternehmen wird die Mittel und die Expertise haben, seine eigenen Plattformen zu entwickeln und erfolgreich zu etablieren. Vermutlich werden deshalb nur wenige große Online-Finanzmärkte entstehen. Die Folge: Filial- und Direktbanken könnten mittel- bis langfristig zu den Verlierern gehören. Die erfolgreichen Plattformen der Zukunft werden sich dadurch auszeichnen, dass viele Nutzer und Angebote auf ihnen zusammenkommen.

Für die Finanzdienstleister bedeutet das: Sie müssen in naher Zukunft Entscheidungen fällen, die eine große Tragweite haben. Wollen sie sich weiterhin als reiner Anbieter von Finanzprodukten positionieren, sich auf die individuelle Kundenbetreuung konzentrieren oder als Technologie-Anbieter einen Online-Finanzmarkt aufbauen? Gerade kleinere Banken dürften bei der Beantwortung dieser Fragen an Grenzen stoßen, die ein Nischendasein zur Folge haben können.

 

Artikelbild: Pixabay, 3664108, Geralt

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